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vechtaer trust lectures no.8 mit Prof. Dr. Beate Küpper | Demokratie-Vertrauen in Krisenzeiten

Pressemitteilung -

vechtaer trust lectures no.8 mit Prof. Dr. Beate Küpper | Demokratie-Vertrauen in Krisenzeiten

Vertrauen in unser demokratisches Miteinander ist dringlicher denn je, ist sich Univ.-Prof. Dr. Martin K.W. Schweer sicher. Daher widmete der Initiator der Veranstaltungsreihe und wissenschaftliche Leiter des Zentrums für Vertrauensforschung an der Universität Vechta, die aktuelle vechtaer trust lecture dem Austausch zu gesellschaftlichen Integrationsprozessen und gegen demokratiegefährdende Tendenzen. Zu Gast war die Extremismusexpertin Beate Küpper, Professorin für Gruppen und Konfliktsituationen an der Hochschule Niederrhein, mit einem Impuls über die Bedeutung von Vertrauen für erfolgreiche Integrationsprozesse und im Kampf gegen Rechtsextremismus. Gemeinsam diskutierten die Teilnehmenden, wie sich Demokratie stärken ließe.

In seiner Begrüßung betonte Univ.-Prof. Dr. Martin Schweer die multiplen gesellschaftlichen Herausforderungen und Krisen. Mangelndes Vertrauen in die konkrete Problemlösefähigkeit der Politik könne dazu führen, dass sich Sorgen und Ängste bei Teilen der Bevölkerung in der Suche nach scheinbar einfachen Lösungen und damit einhergehenden Radikalisierungstendenzen manifestieren. Dem sei entschieden entgegenzutreten. „Nicht nur die Politik, sondern wir alle, die wir uns in verantwortlichen Positionen befinden, sei es in Schulen, Universitäten, Unternehmen oder eben auch in öffentlichen Ämtern, wir alle dürfen nicht müde werden, deutlich zu machen, dass es eben keine einfachen Lösungen auf die komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen geben kann“, appellierte Professor Schweer an die anwesenden Gäste. Der kritisch-konstruktive Dialog, das Ringen um Lösungen müsse gesellschaftliche Handlungsmaxime sein und bleiben. Dabei sei eine klare Grenzziehung unabdingbar, so Professor Schweer weiter: „Immer dann, wenn von den fundamentalen Grundwerten unserer Demokratie abgewichen wird, wenn unser System als solches angegriffen wird, wenn Abgrenzung, Menschenfeindlichkeit und Gewalt die Auseinandersetzung bestimmen – dies gilt selbstverständlich für alle Gruppierungen, gleich welcher politischen Couleur.“

Antidemokratische Phänomene verbreitet

Auch die Sozialpsychologin Beate Küpper sieht in den sogenannten Megatrends wie Globalisierung, Digitalisierung und Migration enorme Herausforderungen an die ganze Gesellschaft. Diese Trends könnten zwar Möglichkeiten und Chancen eröffnen, aber auch hohe Erwartungen und Gegenwehr erzeugen. Vor allem in Krisenzeiten werde Veränderung oft als Bedrohung wahrgenommen, so die Co-Autorin der Mittestudie, einer durch die Friedrich-Ebert-Stiftung alle zwei Jahre in Auftrag gegebenen Untersuchung des Zustands der „demokratischen Mitte“. Anstelle von Abwehr sei ein konstruktiver Umgang mit Krisen notwendig. Doch vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen seien antidemokratische Phänomene besonders verbreitet, sodass rechtsextreme und rechtspopulistische Bewegungen mehr Möglichkeiten hätten. Dabei würden die Strömungen das vorhandene Misstrauen der Bevölkerung in Eliten, den Staat sowie die Funktion der Demokratie als solcher ausnutzen und dies zugleich weiter nähern. Der Populismus biete dabei einen scheinbar einfachen Ausweg aus Krisen und mache das bequeme Angebot, nicht für diese verantwortlich zu sein.

Nicht beirren lassen, Ängsten zu begegnen

In Deutschland sei anhand mehrerer Studien ein langfristiges Absinken des Vertrauens in die Demokratie zu beobachten, ein Trend, der bereits vor der Corona-Pandemie begann. Das Misstrauen entwickle sich relativ unabhängig von expliziten Krisen oder der aktuellen Regierung, was die tiefsitzenden Probleme verdeutliche, so Küpper. Doch gerade junge Menschen würden sich von Krisen bedroht fühlen und anfälliger für radikale und populistische Ideologien sein. Ohne Vertrauen könnten demokratische Strukturen zunehmend ins Wanken geraten und menschenfeindliche Einstellungen sich verbreiten. Daneben öffne zunehmendes Misstrauen Türen unter anderem für Verschwörungsglauben und Billigung politischer Gewalt – also eine demokratiegefährdende Radikalisierung. Einfache Lösungen gebe es angesichts solcher komplexen Herausforderungen nicht. Küppers Botschaft: Die Eigendynamik der populistischen Bewegungen nicht zu unterschätzen, sich jedoch nicht beirren lassen, Ängsten zu begegnen und die Demokratie zu verbessern.

Über die vechtaer trust lectures
Seit dem Sommersemester 2019 organisiert das Zentrum für Vertrauensforschung (ZfV) der Universität Vechta unter der wiss. Leitung von Univ.-Prof. Dr. Martin K.W. Schweer gezielt den Dialog mit der breiten Öffentlichkeit, um den so wichtigen Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft und Praxis voranzutreiben

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