Pressemitteilung -
Tagung | Hybride Beschäftigungsformen und soziale Sicherung
Wie können die sozialen Risiken ganz unterschiedlicher Erwerbsformen abgesichert werden? Immer häufiger sind Menschen gleichzeitig abhängig beschäftigt und selbständig. Die sich aus diesem als Erwerbshybridisierung bezeichneten Trend ergebenden Herausforderungen für die Absicherung sozialer Risiken standen im Mittelpunkt einer Tagung an der Universität Vechta. Rund dreißig Expertinnen und Experten aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen diskutierten das Thema „Die soziale Absicherung von Risiken bei selbstständiger und hybrider Erwerbsarbeit“.
Das Phänomen der Erwerbshybridisierung wurde von den Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmern in sechs Themenblöcken aufgegriffen und die damit verbundenen arbeitsmarkt-, sozial- und verteilungspolitischen Aspekte intensiv diskutiert. Die aktuellen Entwicklungen wurden im Hinblick auf neue Formen der Erwerbstätigkeit und die Möglichkeiten der Gestaltung ihrer sozialen Absicherung thematisiert. Im Vordergrund standen dabei Fragen der Alterssicherung und der Arbeitslosenversicherung beziehungsweise der Auftragslosigkeit als Herausforderung für selbständig und hybrid Erwerbstätige. Als besonderer Problembereich wurde der Mutterschutz adressiert, der in der wissenschaftlichen, aber auch politischen Diskussion sozialer Problemlagen eher als Randphänomen behandelt wird. Weitere Schwerpunkte widmeten sich spezifischen Erwerbstätigengruppen: die soziale Sicherung von hybrid Beschäftigten in den darstellenden Künsten, von Plattformselbständigen und von digitalen Nomaden.
Die Betrachtung hybrider Erwerbstätigkeit ergab ein heterogenes Bild und zeigte, dass die arbeits-, sozial- und steuerrechtliche Behandlung dieser Erwerbsform in ihren ökonomischen und gesellschaftlichen Wirkungen bisher nicht adäquat erfasst und systematisiert werden konnte. Es sind laut Ergebnissen weitere Analysen notwendig, um beispielsweise den Gestaltungsrahmen für passgenaue Maßnahmen der sozialen Sicherung abstecken zu können. Gleichwohl hat die Zusammenschau aktueller Forschungsergebnisse zu gewinnbringenden Erkenntnissen geführt: Als vielversprechend erweist sich beispielsweise der eingeschlagene Weg, zur Beschreibung des Status quo und der weiteren Entwicklung verschiedene Datenquellen heranzuziehen, um auf deren Grundlage die neuen Erwerbsformen abbilden zu können. Auch zeigte sich, dass eine, die Einzelsysteme umfassend ganzheitliche Sichtweise notwendig ist, um adäquate Konzepte sozialer Absicherung abzuleiten.
Die teilnehmenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden den Austausch von Analysen und Konzepten in einer multi- und interdisziplinären Perspektive fortsetzen. Dabei sollen zukünftig verstärkt arbeitsmarkt- und sozialpolitische Handlungsbedarfe, die bisher nicht im Fokus der Diskussion standen, wie zum Beispiel Auftragslosigkeit, Erwerbsminderung, Rehabilitation und Mutterschutz, in den Vordergrund rücken.
Ausgerichtet wurde die Tagung vom Institut für Gerontologie (IfG) der Universität Vechta, dem Forschungsnetzwerk Alterssicherung der Deutschen Rentenversicherung Bund (FNA) und dem Arbeitskreis „Die Arbeit der Selbstständigen“ der Sektion Arbeits- und Industriesoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.