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Moorstrategie als große Chance im Klimaschutz für Cloppenburg, Diepholz und Vechta

Pressemitteilung -

Moorstrategie als große Chance im Klimaschutz für Cloppenburg, Diepholz und Vechta

Die Bedeutung der Moore für den Klimaschutz wurde bereits vor Jahren erkannt, Moorschutzstrategien für Bund und Land wurden entwickelt. Doch erst in der intensiven Auseinandersetzung mit der zentralen Rolle der Landwirtschaft als Flächeneigentümerin und Bewirtschafterin von Moorflächen im Kontext des Klimawandels ist das Thema im gesellschaftlichen Diskurs angekommen. Der Verbund Transformationsforschung agrar Niedersachsen (trafo:agrar) mit Sitz in Vechta hatte ins Europäische Fachzentrum für Moor und Klima (EFMK) in Wagenfeld eingeladen, um das Thema zu diskutieren. Rund 100 virtuell und 40 in Präsenz anwesende Interessierte diskutierten zur Rolle von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Landwirtschaft das Thema.

Dr.in Barbara Grabkowsky, Leiterin von trafo:agrar diskutierte mit den Landräten aus Diepholz, Cord Bockhop, Cloppenburg, Johann Wimberg, und Vechta, Tobias Gerdesmeyer, die Rolle und Möglichkeiten der Landkreise im Moorschutz, z.B. in der Regionalplanung und der Flurbereinigung. Eine weitere Fragestellung war das Spannungsfeld zwischen Torfwirtschaft und Moorschutz, die aktuell insbesondere im Landkreis Vechta öffentlich kontrovers diskutiert wird. Im Landkreis Diepholz beträgt der Anteil der Moorfläche rund 6 %, im LK Vechta ca. 13 % und im LK Cloppenburg nahezu 11 % der jeweiligen Kreisfläche – eine weitaus größere Fläche sei derzeit unter landwirtschaftlicher Bewirtschaftung, so Landrat Wimberg. Um genauer zu wissen, um wieviel Fläche es sich bei Letztgenannten tatsächlich handele, werde es in 2024 eine niedersachsenweite Kartierung geben. Die drei Landräte waren sich einig, dass der Moorschutz eine gesamtgesellschaftliche Zukunftsaufgabe sei. Das Spannungsfeld, welche Flächen weiterhin und vor allem wie genutzt werden dürften, sei eine Kardinalfrage. Für einige Betriebe sei die Umnutzung eine existenzielle Bedrohung, wenn man z. B. an die Erden- und Torfwerke denke. Es würden Alternativen, d.h. Torfersatzprodukte gebraucht, wie z.B. Kompost aus Biomüll. Die Landräte betonten in ihren Statements, dass alle mitgenommen werden müssen, da die Moorregionen als Lebens- und Arbeitsräume über Jahrhunderte entstanden seien und einen bedeutenden Teil der kulturellen Identität der Region darstellen würden.

Die Landräte im Gespräch mit Dr.in Barbara Grabkowsky, Leiterin der Koordinationsstelle trafo:agrar an der Universität Vechta.


Dr. Jens-Uwe Holthuis, Mitarbeiter der Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz hat mit seinem Vortrag zur kulturellen & regionalen Bedeutung des Moores für die Landwirtschaft in Niedersachsen in die Thematik eingeführt und dabei einen historischen Abriss über mehrere Jahrhunderte geliefert, in der es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch mit Zwangsarbeit im Moor im Nationalsozialismus unrühmliche Zeiten gegeben habe. Moore sind auf rund 10 % der Fläche in Niedersachsen vorhanden, die häufigste Nutzung ist das Grünland, gefolgt von Ackerland, Torfabbau findet nur noch sehr wenig statt. Das Moor sei für die Menschen dort Existenzgrundlage und Identität. Seit den 70iger-Jahren hat ein Bewusstseinswandel stattgefunden, der Schutz von Moorflächen, Arten- und Naturschutz steht im Fokus. Mit dem Bau des EFMK in 2014 sei ein Zentrum für Wissenschaft, Praxis und regionalem Tourismus geschaffen worden.

Mit einem Faktencheck Moor als Treibhausgassenke stellte Dr. Merten Minke, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Thünen Institut für Agrarklimaschutz, die Erkenntnisse aus Untersuchungen zu Emissionen an verschiedenen Messstandorten in Niedersachsen vor. Ein intaktes Moor sei klimaneutral, wenn man es nicht entwässert. Da aber viele Flächen zur Nutzbarmachung entwässert wurden, entweiche neben CO ² auch Methan; beides schädliche Treibhausgase. Abschließend fasste Dr. Minke zusammen, dass der Wasserstand entscheidend für THG-Emissionen ist, daher seien Wasserverfügbarkeit und gutes Wassermanagement sehr wichtig. Eine Unterflurbewässerung führe im Niedermoor kaum eine Emissionsreduktion herbei und im Hochmoor sogar erhöhte Emissionen und sei daher für Hochmoore nicht zu empfehlen. Sphagnum-Paludikulturen, sowie sehr extensiv oder ungenutzte, wieder vernässte Hochmoore reduzieren Treibhausgase gegenüber einer intensiven Nutzung deutlich. Und Niedermoor-Paludikulturen bieten Optionen für die Minderung von Treibhausgasemissionen.

In dem anschließenden Vortrag ging Dr.in Martha Graf, Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), Referat Landwirtschaft, Bodenmonitoring, auf die Möglichkeiten und Grenzen von der trocknen zur nassen Moornutzung ein. Wenn etwas zum Schutz der Moore getan werden solle, müssten die Wasserstände erhöht werden, machte sie deutlich. Auf ca. 20 Flächen in Niedersachsen erforscht das LBEG gemeinsam mit Landwirten und einem Beratungs- und Entscheidungsgremium, welche Maßnahmen ergriffen werden und bewertet die Ergebnisse. Maßnahmen zur Wiedervernässung im Hochmoor sind das passive Wassermanagement (Wasserrückhalt auf der Fläche) und das aktive (Speicher und Wasserverteilung), die unterschiedliche Auswirkungen haben.

Uwe Schröder, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, stellte neben dem Projekt Moornutzung im Wandel (MoWa) noch die Moorbewirtschaftung in Niedersachsen vor sowie Gesetze und Vereinbarungen zur landwirtschaftlichen Moornutzung, die insbesondere bei Nutzungsänderungen zu beachten sind. Am Beispiel der Milchwirtschaft führte er aus, welche sozioökonomischen Folgen eine veränderte Produktion auf den Moorstandorten haben kann. Mit dem Projekt „MoWa“ – unter der Leitung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen – soll eine Unterstützung der Transformation der landwirtschaftlichen Moornutzung in Niedersachsen im Sinne des Klimaschutzes durch systemische Untersuchungen und Prozessbegleitung erfolgen. Das Projekt ist am 01.03.2022 gestartet und läuft bis zum 31.12.2025.

In einer anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass zum einen noch viel Forschungsbedarf besteht und zum anderen zu wenig strukturiertes Wissen in der Praxis vorliegt. Intensiv diskutiert wurden der Wasserbedarf und die Herkunft des Wassers, das beispielsweise für eine Bewässerung benötigt wird. Ferner ist unklar wie und von wem Naturschutzleistungen honoriert und potenziell geringere Erträge für die Betriebe kompensiert werden können.

Den Link zum Mitschnitt der Veranstaltung sowie einige Vorträge der Referent*innen finden Sie demnächst unter https://www.uni-vechta.de/koordinierungsstelle-transformationsforschung-agrar/veranstaltungen/trafoagrar-archiv.

Kontakt
Doris Schröder, Verbund Transformationsforschung agrar Niedersachsen (trafo:agrar)

E-Mail: doris.schröder@trafo-agrar.de

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