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Nadiia Voloboieva/MSF
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Pressemitteilung -

Im Einsatz für Ärzte ohne Grenzen | Birgit Schönharting spricht über ihre Erfahrungen aus der Ukraine und anderen Erdregionen

„Jeder hat das Recht, Schutz und Sicherheit zu suchen“ – Das Team des Projekts Netword am Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität Vechta hat das Thema des diesjährigen Weltflüchtlingstags der Vereinten Nationen mit einem Vortrag aufgegriffen: Unter dem Titel „Krieg und Konflikt als Fluchtursache – Erfahrungsberichte aus der Ukraine und anderen Erdregionen“ sprach Birgit Schönharting am 22. Juni 2023 über ihre Erfahrungen im Einsatz für „Ärzte ohne Grenzen“. Zuvor in anderen Länder aktiv, hat die Physiotherapeutin im vergangenen Jahr in der Ukraine ein Projekt geleitet, das schwerverletzte Menschen in ihrer Rehabilitation mit physio- und psychosozialen Maßnahmen unterstützt.

„Ende 2022 lag die Zahl der durch Krieg, Gewalt, Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen vertriebenen Menschen bei 108,4 Millionen“, schreibt die UNHCR. „Der Trend bei der weltweiten Vertreibung zeigte in diesem Jahr keine Anzeichen einer Verlangsamung. Seitdem hat die russische Invasion in der Ukraine eine der größten und die am schnellsten wachsende Vertreibungskrise seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst“, so das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen. Viele flüchtende Menschen – derzeit rund 60 Prozent – würden innerhalb des eigenen Landes oder ins direkte Nachbarland fliehen, berichtet Schönharting. Um humanitäre, medizinische Nothilfe geht es der unabhängigen Organisation „Ärzte ohne Grenzen“. „Wir leisten dort Hilfe, wo das Überleben von Menschen gefährdet ist“, fasst es Schönharting zusammen, „und setzten uns für hochwertige und effiziente Gesundheitsversorgung ein.“ Neben ihrem derzeitigen Job in einer Physiopraxis in Deutschland arbeitet sie seit 2013 immer wieder für „Ärzte ohne Grenzen“. 50 Prozent der Organisation seien medizinisches Personal, rund 25 Prozent Ärzt*innen. Zu weiteren stark beanspruchten Bereichen würden unter anderem Logistik und Finanzen zählen.

In Äthiopien, dem Südsudan oder Jordanien war Schönharting bereits im Einsatz. In der Ukraine sei sie das erste Mal als Projektkoordinatorin eingesetzt worden. Dabei war sie auch für die Sicherheit des Teams verantwortlich. „Ärzte ohne Grenzen“ arbeiten auf Grundlage der Genfer Konventionen, welche Angriffe auf medizinisches Personal und Einrichtungen sowie Krankentransporte verbietet. Schönharting zeigt während ihres Vortrags Fotos von einem zerstörten Krankenhaus und Luftschutzbunkern in der Ukraine. „Meine Einsatzorte waren Kiew und Winnyzja“, fasst es die Physiotherapeutin und Projektleiterin zusammen. Rund 770 Mitarbeitende von „Ärzte ohne Grenzen“ seien derzeit in der Ukraine aktiv, fast 90 Prozent davon Ukrainer*innen. Der Fokus ihres mehr als zwanzigköpfigen Teams lag auf der Rehabilitation von Kriegsverletzten – Amputationen, Nervenverletzungen, Knochenbrüche und Verbrennungen gehörten zum Alltag. In Zusammenarbeit mit Krankenhäusern vor Ort – „die medizinische Versorgung ist den Umständen entsprechend gut“ – ging es ihnen neben Physiotherapie, psychosozialer Betreuung und Schmerzbehandlung sowie Unterstützung mit Material und baulichen Maßnahmen auch um den interdisziplinären Wissenstransfer: Die Ukraine habe in Vergleich zu Deutschland deutlich weniger ausgebildete Physiotherapeut*innen pro Kopf, so Schönharting. Wichtig für „Ärzte ohne Grenzen“ seien vor allem die ukrainischen Mitarbeitenden der Organisation. Diese würden sich in der Region auskennen, die Sprache sprechen, auch die nötigen Kontakte haben. „Ohne sie wäre unsere Arbeit nicht möglich“, sagt Schönharting. Neben der gesamten Gefahrenlage und den täglichen Herausforderungen sei einer der schwierigsten Momente für sie persönlich gewesen, als sie wieder nach Deutschland gereist sei und die Menschen vor Ort zurücklassen musste, so Schönharting. So herausfordernd die Einsätze auch seien, so viel „Mehrwert und Mehrsinn“ würden sie geben.

Am 20. Juni fand der Weltflüchtlingstag der Vereinten Nationen statt. An diesem Tag wird zum einen der jährliche Bericht „Global Trends“ der UNHCR mit aktuellen Daten veröffentlicht, zum anderen wird durch eine Vielzahl von Aktionen weltweit an die Schicksale der Menschen hinter den Zahlen erinnert.

Mit dem Projekt Netword: Begegnungen schaffen – Sprache fördern – voneinander lernen“ beteiligt sich das Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität Vechta an der Ausschreibung „Sprachlernunterstützung“ des MWK für Projekte für geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine. Das Ziel des Projekts ist es, aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche in ihren (Sprach-) Lernprozessen zu unterstützen. Studierende arbeiten an realen Problemstellungen der Region, reflektieren mit den Praxispartner*innen ihre Erfahrungen und es gibt eine gemeinsame Lernerfahrung im Austausch von Lernenden und Zivilgesellschaft. Um den Herausforderungen der Zuwanderung von Geflüchteten aus der Ukraine zu begegnen, ist eine vertrauensvolle Vernetzung mit den Projektpartner*innen notwendig. Dabei kann auf bestehende Netzwerke des 2015 etablierten „Sprachnetzes“ der Universität Vechta aufgebaut werden. Ziel des Netzwerks „Sprachnetz“ ist, die regionale gesellschaftliche Inklusion von jungen Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund zu fördern.

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