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„Ohne meinen Doktorvater hätte ich es nie schaffen können“, sagt Remi Georg Johann (l.) über Prof. Dr. Peter Nitschke von der Universität Vechta – Hier auf einem Foto aus dem Jahr 2018.
„Ohne meinen Doktorvater hätte ich es nie schaffen können“, sagt Remi Georg Johann (l.) über Prof. Dr. Peter Nitschke von der Universität Vechta – Hier auf einem Foto aus dem Jahr 2018.

Pressemitteilung -

Die politische Ordnung der Welt

„Ich bin im Krieg geboren, im Krieg aufgewachsen und wegen der Kriegsfolgen nach Deutschland geflüchtet“, sagt Rami Georg Johann. Der gebürtige Iraker arbeitete hart an sich und seiner wissenschaftlichen Karriere. Nun ist die Dissertation an der Universität Vechta abgeschlossen und Johann stellt seine Theorie zur „Imperiumsbildung“ im 21. Jahrhundert auf internationalen Konferenzen vor.

2002 flüchtete Johann alleine nach Deutschland. „Die Folgen und das Verbrechen des gewollten Zweiten Golfkrieges 1991“, sagt er, hätten dazu geführt. Seine Familie sei als politischer Gegner des Regimes gesehen worden. Die Bundesrepublik gewährte dem heute 38-Jährigen Johann politisches Asyl, da er damals im Irak um sein Leben fürchten musste. In Deutschland wollte er sich – ebenso wie in seiner alten Heimat – an einer Universität einschreiben. Doch damals wurde sein Abitur, welches er im Irak absolvierte, nicht anerkannt. Nach etlichen vorhergehenden Prüfungen erlangte er 2009 die Allgemeine Hochschulreife, 2013 schloss der inzwischen deutsche Staatsbürger sein Bachelorstudium in Lüneburg ab. Für seinen Master wechselte Johann nach Vechta und trat nach erfolgreichem Bestehen seine Stelle als Dozent an der Universität an, um dabei auch seine Promotion anzugehen. Das Thema der Dissertation: „Theorie der ,Imperiumsbildung‘ im 21. Jahrhundert – Ein theoriegeleiteter Forschungsansatz zur Betrachtung aktueller Phänomene in den internationalen Beziehungen“. Durch seine Lebensgeschichte „musste“ er „die Weltordnung in Frage stellen, um zu verstehen, warum es keinen totalen Frieden in der Welt gibt“, sagt Johann. Anhand der „Entwicklung des nachlassenden Einflusses des Imperiums der USA“ untersuchte der Wissenschaftler dieses.

„Lange Zeit nahmen die Vereinigten Staaten die Funktion einer unantastbaren Weltmacht ein, die sich für den Erhalt der internationalen Ordnung und des Friedens einsetzte,“ sagt Johann. Solange eine feste und stabile Weltordnung existiere, bestehe keine Notwendigkeit von Veränderungen. Ändern sich jedoch die Ausgangsbedingungen, stellt sich für Johann zwangsläufig die Frage nach einer möglichen „Imperiumsbildung“. „Übergeordnetes Ziel in dieser Arbeit ist aufzuzeigen, wie sich die Welt verändert und wie die Welt auf die Herausforderung der Ausweitung der demokratischen Werte reagieren könnte“, erklärt Johann. Anhand von fünf Modellen erörtert er, welches davon mutmaßlich die Ideallösung für eine stabile Weltordnung darstellt. So könne durch „das,Zwei-Welten-System‘ des fünften Konzeptes ein stabiles System geschaffen werden, mit dem – im Gegensatz zu anderen, in der Arbeit vorgestellten Imperien-Modellen – eine deutlich höhere und langfristige Stabilität in der Weltordnung erreicht und Konfrontation sowie Kriegsgefahr auf ein Minimum reduziert werden“, meint der 38-Jährige. „Anzumerken ist allerdings, dass die Formulierung dieses Idealzustands nicht bedeutet, dass es sich um eine realistische Lösung handelt, die eintreten wird. Der Verlauf der Geschichte wird zeigen, ob dieses oder ein ähnliches Konzept implementiert werden kann“, sagt Johann. Bemühungen für solche Kooperationen gebe es aber bereits auf internationaler Ebene.

Die Arbeit hat sich für den Wissenschaftler gelohnt. So konnte er seine Theorie bereits auf Zusammenkünften wie der Konferenz der Internationalen Beziehungen in Freiburg vorstellen. „Ein einmaliges Erlebnis, welches mein Selbstvertrauen stärkte, um auch meine Disputation durchzuführen“, sagt Johann. „Ich konnte dort nicht nur mein Dissertationsthema vorstellen, sondern auch viel Erfahrung sammeln sowie wichtige Fachleute des Bereichs kennenlernen.“ Weitere internationale Konferenzen sind bei entsprechender Pandemielage für das Jahr 2021 in Buenos Aires/ Argentinien sowie in Sydney/ Australien geplant; Johanns Disputation wird voraussichtlich im Jahr 2021 stattfinden. Und danach? Der Wissenschaftler hat für seine Ziele einen Sieben-Punkte-Plan aufgestellt – Nummer Fünf erreicht er mit erfolgreicher Disputation. Im Schritt Sechs, welchen er im Alter zwischen 40 und 50 Jahren erreichen möchte, will er sich in seiner angestrebten Habilitation auf die Verwirklichung eines Projekts konzentrieren: „die politische Stabilisierung und Revitalisierung des ,failed state‘ Iraks“, sagt Johann. „Es wäre mein Lebenstraum, dort und im Nahen Osten ein wenig Frieden zu erleben, auch wenn das utopisch klingt.“ Schritt Nr. 7, den er ab 50 Jahre erreichen möchte, „bleibt mein Geheimnis“, sagt er und lächelt.

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