Direkt zum Inhalt springen
Beeinflussen Journalist*innen ihre Leserschaft beim Thema Nachhaltigkeit? Zentrum für Vertrauensforschung untersucht die Rolle des Journalismus für nachhaltige Entwicklung in der Gesellschaft.

Pressemitteilung -

Beeinflussen Journalist*innen ihre Leserschaft beim Thema Nachhaltigkeit? Zentrum für Vertrauensforschung untersucht die Rolle des Journalismus für nachhaltige Entwicklung in der Gesellschaft.

Das Zentrum für Vertrauensforschung (ZfV) an der Universität Vechta legt richtungsweisende Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt "Nachhaltigkeitskomplexität verantwortungsvoll gestalten – eine Herausforderung journalistischen Handelns" vor. Das Projekt beleuchtet die essenzielle Rolle des Journalismus in der Vermittlung und Gestaltung von Nachhaltigkeitsthemen und wird geleitet von Prof. Dr. Martin K.W. Schweer.

In einer ersten Interviewstudie mit zunächst qualitativem Forschungsdesign, bei der sowohl Journalist*innen als auch Mitglieder der Allgemeinbevölkerung befragt wurden, geht es darum, die individuellen Vorstellungen von gutem Nachhaltigkeitsjournalismus zu ergründen. Die Studie fokussiert u.a. darauf, welche Aufgaben der Journalismus neben dem klassischen Aufklären und Informieren innehaben kann. Dazu gehört etwa das Potential, gesellschaftliche Lern- und Veränderungsprozesse im Kontext der Nachhaltigkeit initiieren zu können.

Die befragten Journalist*innen weisen darauf hin, dass nachhaltigkeitsorientierter Journalismus über das bloße Vermitteln von Informationen hinausgehen sollte. Stattdessen sehen sie sich in der Verantwortung, zum Nachdenken anzuregen sowie die Rezipient*innen zu nachhaltigen Verhaltensweisen zu motivieren. Eine zentrale Erkenntnis ist die Bedeutung der emotionalen Komponente der Nachhaltigkeitsdebatte. Diese zeigt nicht nur auf, was guten Nachhaltigkeitsjournalismus ausmacht, sondern spricht auch die Erwartungen und Bedenken der Zielgruppen an. Beide Gruppen sind sich einig, dass gute Nachhaltigkeitsberichte frei von Vorwürfen und Bevormundung sein sollten - Journalismus ohne den erhobenen Zeigefinger.

Innerhalb der Gruppe der befragten Allgemeinbevölkerung wird deutlich, dass der Journalismus nicht nur für Aufklärung steht, sondern zudem eine zentrale Rolle bei der Sensibilisierung und dem Schaffen von Bewusstsein für Themen der Nachhaltigkeit einnimmt. Die Meinungen darüber, wie stark Lösungsvorschläge und Handlungsoptionen präsentiert werden sollten und welche Bedeutung unterhaltsame Elemente dabei haben, gehen innerhalb der Gruppe von Befragten auseinander. Ein häufig geäußerter Wunsch besteht in der Forderung nach einer interessanten und spannenden Präsentation der Themen. Den Teilnehmenden fällt es hierbei jedoch schwer, diese Erwartung weiter zu spezifizieren oder klar zu definieren.

Die Ergebnisse liefern Hinweise auf grundlegende Übereinstimmungen in den Erwartungen zwischen den befragten Journalist*innen und der Allgemeinbevölkerung, etwa hinsichtlich der Notwendigkeit, die Lebensrealität des Publikums anzusprechen und Meinungen zu kennzeichnen. Gleichzeitig finden sich vielfältige Vorstellungen, wie beispielsweise das Interesse an konkreten Themen oder die Präsentation von Zukunftsausblicken. Zudem wird die individuell unterschiedliche Bereitschaft, dem Journalismus zu vertrauen, als bedeutender Faktor für die Aufmerksamkeit und Wahrnehmung von Nachhaltigkeitsberichten formuliert.

Die aktuellen Forschungsergebnisse offenbaren die Herausforderungen für den Journalismus, neutrale Vermittlung mit den Erwartungen an motivierende und emotionale Aspekte in Einklang zu bringen. Es kann zudem festgestellt werden, dass umweltrelevanten und nachhaltigkeitsbezogenen Themen in der Praxis oft wenig Raum gegeben wird, obwohl ihre Bedeutung für die journalistische Berichterstattung durchaus anerkannt wird. Zeitliche Ressourcen, thematische Vorgaben in Redaktionen, fehlende Interviewpartner/innen oder die Annahme eines geringen Interesses der Rezipient/innen werden als Hindernisse für die umfassendere Behandlung von Nachhaltigkeitsthemen identifiziert.

Auf der Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse wird derzeit eine umfassende quantitativ angelegte Befragung durchgeführt. Ziel ist es, die zugrundeliegenden Strukturen und Mechanismen im Detail zu untersuchen, um so die Nachhaltigkeitsberichterstattung im Journalismus verbessern zu können.

Im Anschluss an die gewonnenen empirischen Befunde ist die Entwicklung eines vierteiligen Bildungsprogramms für (angehende) Journalist*innen geplant. Das Bildungsprogramm soll nicht nur grundlegende psychologische Basiskenntnisse vermitteln, sondern ferner die Reflexion mit der eigenen Rolle innerhalb des journalistischen Wirkens fördern. Akteur*innen aus dem journalistischen Bereich können sich weiterhin an der an der Umfrage beteiligen:

https://ww2.unipark.de/uc/JournalismuundNachhaltigkeit/

Regionen

Kontakt

Friedrich Schmidt

Friedrich Schmidt

Pressekontakt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit +49 4441 15577
Katharina Genn-Blümlein

Katharina Genn-Blümlein

Pressekontakt Leitung Marketing & Kommunikation +49. (0) 4441.15 488
Timo Fuchs

Timo Fuchs

Pressekontakt Wissenschaftskommunikation
Philip Kreimer

Philip Kreimer

Pressekontakt Social-Media +49. (0) 4441.15 279

Universität Vechta

www.uni-vechta.de

Universität Vechta

Driverstraße 22
49377 Vechta
Deutschland