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Das norwegische Technologiezentrum Mongstad (TCM) ist weltweit führend bei der Erforschung und Verbesserung von Carbon Capture-Lösungen.
Das norwegische Technologiezentrum Mongstad (TCM) ist weltweit führend bei der Erforschung und Verbesserung von Carbon Capture-Lösungen.

Press release -

Norwegische CCS-Projekte: Langfristig bewährt, bereit für die Zukunft

Am 15. September 1996 nahm auf dem norwegischen Sleipner-Gasfeld die weltweit erste kommerzielle CCS-Anlage ihren Betrieb auf. CCS steht für Carbon Capture and Storage – Abscheidung und Speicherung von CO2. CCS ist besonders bei der Nutzung von klimaschädlichen Energieträgern wie Kohle oder Erdgas relevant: Mit Hilfe dieser Technologie kann Kohlendioxid, das ansonsten in die Umgebung austreten würde, abgetrennt und anschließend unter dem Meeresboden gespeichert werden. Zwei Jahrzehnte nachdem Norwegen CCS fest etabliert hat, nehmen sich auch Bundesregierung und EU-Kommission des Themas an, um den Zielen des Pariser Klimaabkommens gerecht zu werden.

In diesem Jahr feiert die Sleipner-Anlage bereits ihren 23. Geburtstag. Das namensgebende Gasfeld liegt mitten in der Nordsee, auf halber Strecke zwischen Norwegen und Schottland. Tag für Tag wird hier bei der Gasförderung CO2 abgespalten und unter dem Meeresgrund gespeichert. Inzwischen mehr als 16 Millionen Tonnen – etwa so viel wie das deutsche Braunkohlekraftwerk Weisweiler in einem Jahr ausstößt. Daneben liefert die Sleipner-Anlage wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse zu CCS: Seit 15 Jahren veröffentlicht das Betreiberkonsortium regelmäßig Förder- und Technikdaten.

„Mit Sleipner leistet Norwegen Pionierarbeit im Umgang mit einer vielversprechenden Zukunftstechnologie. So werden auch wichtige Grundlagen für die Forschung und Entwicklung im Bereich CCS gesammelt,“ kommentiert Manuel Kliese, Geschäftsführer D-A-CH der norwegischen Wirtschaftsförderung Innovation Norway.

Ein wichtiger Impuls für die internationale Debatte zu CCS war der Bericht des Weltklimarats (IPCC) zur globalen Erwärmung im Herbst 2018: Die Forscher hatten errechnet, dass sich das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, in den allermeisten Szenarien nur mit einem umfangreichen Einsatz von CCS-Technologie erreichen ließe. Die Internationale Energieagentur (IEA) kommt in ihren Analysen zu einem ähnlichen Ergebnis.

CCS in der aktuellen Diskussion
Auch in Deutschland gelangte die CCS-Technologie in den vergangenen Wochen auf die Agenda: Im Mai sprach sich Bundeskanzlerin Angela Merkel dafür aus, auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität bis 2050 auch die Speicherung von CO2 als Option in Betracht zu ziehen. Ähnlich äußerte sich auch Bundesumweltministerin Schulze. Ende 2017 hatten bereits führende Akteure aus Forschung und Umweltbewegung befürwortet, den Einsatz der Technologie zu prüfen. Zuletzt hatte sich das renommierte Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung für die Nutzung von CCS stark gemacht.

Norwegen ist internationaler Vorreiter auf dem Gebiet der CCS-Technologie, insbesondere durch die Konzerne Equinor und Gassnova. Neben der Sleipner-Anlage wird seit 2008 auch im Nordsee-Gasfeld Snøhvit – zu Deutsch: Schneewittchen – CO2 gespeichert. 2017 wurde in beiden Anlagen die gemeinsame Rekordmarke von 20 Millionen gespeicherten Tonnen Kohlenstoffdioxid erreicht.

Aktuell arbeiten norwegische Firmen gemeinsam mit Partnern weltweit an weiteren CCS-Projekten:

  • Die Fabrik des Zementherstellers Norcem, eine Tochter der deutschen HeidelbergCement, soll als weltweit erste mit einer CCS-Anlage ausgestattet werden. Planmäßig sollen dort ab 2024 jedes Jahr 400.000 Tonnen CO2 gespeichert werden – fast die Hälfte der Gesamtemissionen der Fabrik. Da beim chemischen Herstellungsprozess von Zement die Entstehung von CO2 unvermeidbar ist, hat CCS für diesen Sektor eine besondere Relevanz.
  • Der Energieversorger Fortum will ab 2023/24 CCS-Technologie für sein Osloer Müllheizkraftwerk nutzen. So wird der Konzern nicht nur seine Emissionen mindern, er liefert auch wichtige Erkenntnisse und Erfahrungswerte für gut 450 Müllkraftwerke in Europa.
  • Im Rahmen des Projekts Northern Lights entwickeln Equinor, Shell und Total eine CCS-Infrastruktur in großem Stil: Nahe der norwegischen Stadt Bergen entsteht dafür ein Terminal, von wo aus das CO2 per Pipeline unter den Meeresgrund gepumpt werden kann.


Hohe Sicherheitsstandards in Norwegen
Ein wesentlicher Charakterzug aller Projekte sind die umfassenden, durch den norwegischen Gesetzgeber vorausgesetzten Sicherheitsvorgaben, die von den Projekten übererfüllt werden, um dem Anspruch an global führende Umweltstandards gerecht zu werden.

„Carbon Capture and Storage kann bei der Erreichung der globalen Klimaziele eine entscheidende Rolle spielen,“ erklärt Manuel Kliese. „Deshalb geht Norwegen bei der Entwicklung dieser Technologie voran. Wir wollen zeigen, dass CCS insbesondere im Industriesektor schon heute ein sicheres, effektives und sinnvolles Instrument zur Dekarbonisierung sein kann.“

Einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einer europäischen Infrastruktur setzten am 5. September 2019 Vertreter von sieben europäischen Unternehmen mit einer Absichtserklärung zur Entwicklung von Wertschöpfungsketten auf europäischer Ebene. Zudem machten sich Vertreter der EU-Kommission im Rahmen der CCS-Konferenz in Oslo einen Eindruck vom Fortschritt laufender Projekte. Insbesondere die Rolle von CCS als Schlüsseltechnologie zur Erreichung der Klimaziele 2050 stand im Mittelpunkt der politischen Diskussion.

CCU: eine weitere Möglichkeit
Eine weitere Möglichkeit kontinuierlicher CO2-Emissionsreduktion sind Carbon Capture and Utilisation (CCU) Projekte. Hier ist Kohlenstoffdioxid nicht Abfallprodukt, sondern wird als Ressource genutzt und kann sinnvoll in Industrieprozessen verwendet werden. In Norwegen beschäftigen sich Vorreiter mit der dauerhaften Koppelung von CO2 in neuen Produkten:

  • Bergen Carbon Solution AS ist ein norwegisches Pionier-Unternehmen, das den Kohlenstoff von CO2 abspaltet und zur Produktion von Carbon-Nano-Fasern nutzt. Diese stabilen Fasern wiederum werden in Batterien, Luftfilter oder Verbundwerkstoffe implementiert.
  • Mit dem „Special Price Norway“ wurde das norwegische Unternehmen HTTECH bei den Green Awards 2019 in Berlin ausgezeichnet. Bereits zwei Jahre nach seiner Gründung widmet sich das Technologieunternehmen der innovativen Verwendung von Kohlenstoffen (PyroBioKohlenstoffe) in der Prozessindustrie. 

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Innovation Norway ist die wichtigste nationale und internationale Handels- und Wirtschafts­repräsentanz der norwegischen Regierung. Die Organisation betreut norwegische Unternehmen und Start-ups bei der Erschließung neuer Märkte und fördert die Entwicklung einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Wirtschaft. Innovation Norway betreibt Standorte zur Förderung der lokalen Wirtschaft in ganz Norwegen und beschäftigt in 29 Ländern mehr als 700 Mitarbeiter. Geschäftsführer ist Håkon Haugli. Die Büros in Hamburg und München leitet Manuel Kliese.


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Hilke von Hoerschelmann

Hilke von Hoerschelmann

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