Direkt zum Inhalt springen
Foto: Zukunft Gas/ Thomas Meinicke
Foto: Zukunft Gas/ Thomas Meinicke

News -

Treibhausgasemissionen sinken 2020 um 8,7 Prozent

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 739 Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen. Das entspricht rund 70 Millionen Tonnen bzw. 8,7 Prozent weniger als 2019, wie Emissionsdaten des Umweltbundesamtes (UBA) belegen, die erstmals nach den Vorgaben des Bundesklimaschutzgesetzes vorgelegt wurden. Die starke Reduktion des Treibhausgasausstoßes sei der größte Rückgang seit 1990, so das UBA. Gegenüber dem Referenzjahr 1990 sanken die Treibhausgasemissionen um 40,8 Prozent. Zu dieser Entwicklung hätten nach UBA-Angaben vor allem Fortschritte in der Energiewirtschaft beigetragen. Rund ein Drittel der Minderungen geht jedoch auch auf die Folgen der Bekämpfung der Corona-Pandemie zurück.

Betrieb von Kohlekraftwerken 2020 häufig teurer als der von CO2-ärmeren Gaskraftwerken

Mit einer Reduktion um 38 Millionen Tonnen CO2 ist die Energiewirtschaft der Sektor, der gegenüber dem Vorjahr am meisten Treibhausgase eingespart hat (- 14,5 Prozent). Dabei lagen die Emissionsmengen von 221 Millionen Tonnen deutlich unter den Vorgaben aus dem Bundesklimaschutzgesetz, das für den Sektor einen maximalen Jahresausstoß von 280 Millionen Tonnen vorschreibt. 23 Millionen Tonnen konnten laut UBA allein durch den Rückgang der Braunkohle-Verstromung eingespart werden. Weitere 13 Millionen Tonnen Einsparung trug die zurückgehende Steinkohle-Verstromung bei.

Neben den niedrigen Weltmarktpreisen für Gas zählt auch die Reform des europäischen Emissionshandels zu den Treibern des Emissionsrückgangs der Energiewirtschaft. So lag der Durchschnittspreis für eine Tonne CO2 2020 trotz Wirtschaftskrise mit etwa 25 Euro auf dem vergleichsweise hohen Niveau des Vorjahres. Als Folge dessen konnten sich Gaskraftwerke gegenüber emissionsintensiven Kohlekraftwerken am Markt behaupten. Zudem verzeichneten erneuerbare Energien einen Anteil von 45 Prozent am Bruttostromverbrauch – ein deutlich stärkerer Einsatz als in den Vorjahren. Bedingt durch Lockdown-Maßnahmen ging der Bruttostromverbrauch insgesamt um mehr als 4 Prozent zurück. Bemerkbar machte sich 2020 auch, dass im Herbst 2019 weitere Braunkohle-Kraftwerksblöcke in die Sicherheitsbereitschaft überführt worden waren. Die im Zuge des Kohleausstiegsgesetzes vorgenommenen ersten Abschaltungen von Braun- und Steinkohlekraftwerken Ende 2020 werden sich erst in der Klimabilanz 2021 signifikant bemerkbar machen.

Rückläufige Mobilität während des ersten Lockdowns

Gegenüber dem Vorjahr verzeichnet auch den Verkehrssektor einen Emissionsrückgang von 19 Millionen Tonnen (-11,4 Prozent). Mit einem Gesamtausstoß von 146 Millionen Tonnen CO2 liegt der Verkehr damit ebenso unter der im Bundesklimaschutzgesetz 2020 festgelegten Jahresemissionsmenge von 150 Millionen Tonnen. Grund für diese Entwicklung ist die zurückgegangene Mobilität während des ersten Lockdowns. Ein mit rund 2 Mio. Tonnen kleinerer Teil der Minderung ist auf niedrigere CO2-Emissionen neuer Pkw unter anderem durch den Anstieg der Neuzulassungen von Elektroautos zurückzuführen sowie auf mehr Biokraftstoffe aufgrund der höheren Beimischungsquote. Darüber hinaus verzeichnete nach Angaben des UBA auch der inländische Flugverkehr einen Corona-Effekt: Gegenüber 2019 wurden fast 60 Prozent weniger CO2 (1 Million Tonnen) weniger ausgestoßen.

Beim Trend der zurückgehenden THG-Emissionen bildet auch die Industrie keine Ausnahme: Gegenüber 2019 verzeichnet der Sektor knapp 9 Millionen Tonnen weniger CO2-Äquivalente (-4,6 Prozent). Mit rund 178 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten lagen sie damit unter der im Bundesklimaschutzgesetz festgeschriebenen Jahresemissionsmenge von 186 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten. Hier spielen Konjunktureffekte in Folge der Corona-Krise eine wichtige Rolle, die in den Branchen allerdings unterschiedlich ausfielen. Die deutlichste Minderung gab es in der Stahlindustrie, wo die Rohstahlerzeugung um rund 10 Prozent zurückging. Leichtere Emissionsrückgänge verzeichnete zudem das produzierende Gewerbe. Die gute Baukonjunktur wiederum führte zu höheren Prozessemissionen der relevanten Branchen in der mineralischen Industrie.

Gebäudesektor überschreitet Jahresemissionsmenge aus Klimaschutzgesetz

Fortschritte verzeichnet darüber hinaus auch der Gebäudebereich: Rund 3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (-2,8 Prozent) wurden in diesem Sektor 2020 gegenüber dem Vorjahr eingespart. Mit 120 Millionen Tonnen CO2 überschreitet der Gebäudesektor damit jedoch seine Jahresemissionsmenge gemäß Klimaschutzgesetz, die bei 118 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten liegt. Eine Ursache für diese Entwicklung ist ein geringerer Brennstoffverbrauch im Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (minus 4 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente / minus 13,5 Prozent). Dagegen sind die Emissionen in den Haushalten leicht angestiegen.

Mit einem Minus von 1,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten (-2,2 Prozent) verzeichnet auch die Landwirtschaft Fortschritte bei der THG-Minderung. Der Sektor bleibt mit 66 Millionen Tonnen THG-Ausstoß unter der für 2020 im Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmenge von 70 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten. Gründe dafür sind ein vergleichsweise geringer Einsatz von Mineraldünger, sinkende Rinderbestände und die erneut trockene ⁠Witterung⁠.

Mit einem Gesamtausstoß von 9 Millionen Tonnen reduzierte sich der THG-Ausstoß des Abfallsektors gegenüber 2019 um rund 3,8 Prozent. Damit bleibt er unter der im Bundesklimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmenge von 9 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten. Der ⁠Trend⁠ wird im Wesentlichen durch die sinkenden Emissionen der Abfalldeponierung bestimmt.

Deutsche THG-Emissionen 2020: 67 Millionen Tonnen weniger CO2

Im Ergebnis gingen bei allen Treibhausgasen 2020 die Emissionen zurück. Beim dominierenden Kohlendioxid beträgt der Rückgang knapp 67 Mio. Tonnen (-9,4 Prozent). Die Methangesamtemissionen gingen um gut 1 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente (-2,1 Prozent) zurück. Die Lachgasemissionen gingen ebenfalls um gut 1 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente zurück (-3 Prozent). Die Emissionen von fluorierten Treibhausgasen gingen 2020 aufgrund sinkender Bestands- und Befüllungsemissionen um 1,3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente (-9 Prozent) weiter zurück.

Schulze: „Erreichen des Klimaschutzziels 2020 kein Grund zum Ausruhen“

„Mit der Klimabilanz 2020 macht Deutschland schon im dritten Jahr in Folge Fortschritte beim ⁠Klimaschutz⁠. Natürlich machen sich in diesem besonderen Jahr auch Pandemie-Effekte bemerkbar, besonders im Verkehrssektor. Aber mir ist wichtig, dass sich auch strukturelle Veränderungen zeigen beim Umbau unserer Volkswirtschaft in Richtung Klimaneutralität“, so Bundesumweltministerin Svenja Schulze. „Wie Klimapolitik wirkt, sieht man vor allem im Energiesektor, wo der Kohleausstieg gut vorankommt. Das macht Mut für andere Bereiche, in denen es noch viel zu tun gibt. Dass Deutschland sein Klimaziel für 2020 jetzt doch geschafft hat, ist für mich kein Grund zum Ausruhen. Das höhere EU-Klimaziel wird auch Deutschland mehr abverlangen. Darum sollte die Bundesregierung jetzt schon das geplante Ausbautempo für Wind- und Sonnenstrom in diesem Jahrzehnt verdoppeln. Auch im Gebäudesektor werden rasch weitere Maßnahmen zu prüfen sein. Dafür sorgt das neue Klimaschutzgesetz mit seinen verbindlichen Zielen für jeden einzelnen Sektor, die jetzt zum ersten Mal Wirkung entfalten.“

UBA⁠-Präsident Dirk Messner ergänzt: „Wir sehen, klimapolitische Instrumente beginnen zu wirken, insbesondere der Ausbau erneuerbarer Energien und die CO2-Bepreisung. Doch ohne die Corona-Lockdowns mit den Einschränkungen bei Produktion und Mobilität hätte Deutschland sein Klimaziel für 2020 verfehlt. Das bedeutet, dass die Emissionen wieder steigen werden, wenn die Wirtschaft anspringt. Das gilt besonders für den Verkehrssektor, der sich nicht auf den vergleichsweise guten Zahlen ausruhen kann. Deshalb ist klar, dass nur ambitionierter Klimaschutz und auf beschleunigte Dekarbonisierung orientierter Strukturwandel in den zentralen Wirtschaftssektoren dazu führen kann, die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen. So müssen zukünftig deutlich mehr Windenergieanlagen installiert und die Zahl der Verbrennerautos massiv reduziert werden. Das Klimaschutzgesetz schafft hierfür einen neuen und innovativen Rahmen, weil die Bundesregierung zukünftig neue Maßnahmen umsetzen muss, wenn die jährlichen Klimaziele verfehlt werden.“

Links

Kategorien

Kontakt

Pressekontakt Zukunft Gas

Pressekontakt Zukunft Gas

Die Stimme der deutschen Gas- und Wasserstoffwirtschaft

Zukunft Gas e.V. ist der Branchenverband der deutschen Gas- und Wasserstoffwirtschaft

Zukunft Gas

Neustädtische Kirchstr. 8
10117 Berlin
Deutschland