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Markus Staudt ist Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie e.V. (BDH) | Foto: BDH
Markus Staudt ist Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie e.V. (BDH) | Foto: BDH

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3 Fragen an Markus Staudt

  1. Der BDH hat vor kurzem die Zahlen zur Heizungsmarktentwicklung 2021 veröffentlicht. Wie hat sich der Markt entwickelt und welchen Stellenwert nahmen Gasheizungen im vergangenen Jahr ein?

    Der deutsche Heizungsmarkt ist nach 2020 auch im Jahr 2021 deutlich gewachsen und konnte damit nach über zwei Dekaden deutlich zulegen. Insgesamt ist der Markt um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen, das entspricht rund 929.000 abgesetzten Wärmeerzeugern. Ursächlich für die positive Marktentwicklung ist in erster Linie die attraktive Förderung über das BEG. Den größten Zuwachs gegenüber dem Vorjahr verzeichneten holzbasierten Heizsysteme, hier insbesondere Pelletheizungen mit einem Plus von 51 %. Auch Wärmepumpen wuchsen nach einem starken Absatzplus im vorhergehenden Jahr weiter mit gut 28 %. Die absatzstärkste Technik ist wie in den Jahren zuvor die Gas-Brennwerttechnik mit einem Anteil von über 70 % am Gesamtmarkt. Damit bleibt die Gas-Brennwerttechnik die Modernisierungstechnologie der Wahl.
  2. Die neue Bundesregierung sieht ab 2025 für jede neu eingebaute Heizung den Betrieb mit mindestens 65 Prozent erneuerbare Energie vor. Wie bereitet sich die Branche darauf vor?

    Derzeit ist noch nicht absehbar, wie diese Vorgabe tatsächlich umgesetzt werden soll. In jedem Fall muss sie dem übergeordneten Ziel der Emissionsminderungsziele im Wärmemarkt dienen. Für die Heizungsindustrie steht damit auch ganz klar das Ziel für 2030 die CO2-Emissionen im Gebäudesektor auf 67 Mio. Tonnen zu reduzieren im Fokus der Überlegungen. Dafür haben wir auf Basis eines breiten technologischen Lösungsraumes unter Einbeziehung von erneuerbaren und CO2-freien Energieträgern ein „Zielbild Wärmemarkt 2045“ erarbeitet, indem wir diese Zielmarken erreichen. Hier wie auch mit Blick auf die 65% EE Anteil ab 2025, ist für uns die Umsetzbarkeit ein wichtiger Faktor. Dabei spielen neben den Kapazitäten und Qualifikationen im Handwerk, vor allem die Berücksichtigung der Ausgangsituation der Verbraucher hinsichtlich der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eine entscheidende Rolle. Daher halten wir es für erforderlich solche Vorgaben auch unter dieser Maßgabe auszugestalten, indem wir die Menschen mitnehmen. Es macht wenig Sinn, wenn am Ende die klimapolitischen Ziele nicht erreicht werden, weil nur wenige die Vorgaben umsetzen können. Hier brauchen wir Lösungsvielfalt statt Einfalt! Die Heizungsindustrie hat ihre Hausaufgaben gemacht und bietet bereits heute ein breites Produktspektrum zur Erreichung der Klimaziele im Wärmesektor an, von der Wärmepumpe, über Holzzentralheizungen, hybride Systeme, Brennstoffzellenheizung, die wasserstofffähige Brennwerttechnik sowie Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung oder die Solarthermie an. Vor dem Hintergrund der Technologieoffenheit muss das skizzierte Vorhaben einer EE-Pflicht vor der konkreten Umsetzung in ein Gesetz einen Praxischeck unterzogen werden.
  3. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für die Heizungsindustrie?

    Ich bin Optimist und weise immer wieder auf die hohe Innovationkraft der Heizungsindustrie hin. Die Heizungsindustrie ist beispielsweise eine der wenigen Branchen, die heute schon marktreife und wirtschaftliche Geräte zur direkten Nutzung von Wasserstoff anbietet. Es wird aber auch darauf ankommen, das ausreichend CO2-reduzierte und erneuerbare Energien zur Verfügung stehen. Auch wird die Politik Antworten darauf geben müssen, wie die Wärmewende in den deutschen Heizungskellern umgesetzt werden soll, Stichwort: Fachkräftemangel. Ebenso wichtig wird es sein, dass die Politik alle Technologien und Energieträger zur Erreichung der Klimaziele im Wärmesektor als Lösungsoptionen anerkennt. Nur so bleibt die Wärmewende technisch umsetzbar und für die Bürgerinnen und Bürger auch bezahlbar. Kritisch sehe ich allerdings, wenn Klimaschutz in Form einer Stichtagsbetrachtung umgesetzt werden soll und dies auch noch kurzfristig. Dies führt für alle Stakeholder entlang der Wertschöpfungskette zu Herausforderungen, die für viele nicht oder nur mit hohen Kosten verbunden sind. Auch reagieren die Verbraucher auf solche harten zeitlichen Vorgaben, indem im Vorfeld eine die Aktivitäten massiv zunehmen und im Nachgang in sich zusammenbrechen. Dies gilt es durch eine Rahmensetzung zu vermeiden, die nicht ständig von neuen Unterzielen und Vorgaben angepasst wird und die auf Technologie und Innovation in der Breite mit entsprechenden Anreizen setzt.

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