3 Fragen an Dr. Nurettin Tekin

Dr. Nurettin Tekin ist Hydrogen Product Manager bei der KAWASAKI Gas Turbine GmbH. Gemeinsam mit der B&B-AGEMA GmbH, der RWTH Aachen und der FH Aachen haben sie 2022 mit ihrem H2-Verbrennungssystem für Gasturbinen den Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft in der Kategorie Effiziente Anwendungstechnik erhalten. Die mit Wasserstoff und bis zu 50 Prozent Methan betriebsfähigen Gasturbinenbrenner stellen einen wichtigen Beitrag zur CO2-freien Stromversorgung sowie zur Flexibilisierung unserer künftigen Energieversorgung dar. Die große Brennstoffflexibilität erhöht die Attraktivität von Gasturbinen bei der emissionsarmen Erzeugung von Residuallast auf Basis erneuerbarer Energie.

1. Weshalb ist die Forschung zu alternativen Gasturbinenbrennstoffen so wichtig?
   
   Wir haben als Gesellschaft lange gebraucht um zu verstehen, dass „All Electric World“, d.h., eine komplette Elektrifizierung unserer gesamten Energieversorgung (Strom-, Wärme- und Verkehrssektor), basierend auf den derzeit verfügbaren Technologien innerhalb der erneuerbaren Energien, nicht zu realisieren ist. Daher sind wir nach wie vor auf Moleküle (Brennstoffe) angewiesen, welche natürlich in ihrer Herstellung so wenig CO2 emittieren sollten wie nur möglich. Auf dem Pfad der Dekarbonisierung stellt uns vor allem der industrielle Wärmesektor und Teile des Verkehrssektors vor enormen Herausforderungen. Hierbei ist der Einsatz von alternativen Brennstoffen, wie z.B. Wassersoff, für industrielle Gasturbinen hervorragend geeignet und unverzichtbar.
   
2. Wie viele Gasturbinen mit Micromix-Brennkammer (MMX) wurden weltweit bereits installiert?
   
   Die weltweit erste Anlage mit einer 100% Wasserstoff-Gasturbine, wurde bereits 2018 in Kobe/Japan in Betrieb genommen. In den darauffolgenden Jahren wurde die MMX-Brennkammer erfolgreich getestet und demonstriert. Die MMX-Brennkammer ist weltweit die erste Dry-Low-Emission (DLE) Brennkammer und nach wie vor einzigartig. Weitere Projekte mit H2-Gasturbinen sind aktuell für Deutschland in Planung.
   
   
3. Welche nächsten Schritte sind für Ihr Projekt geplant
   
   Die MMX-Brennkammer wurde für Gasturbinen mit einer elektrischen Leistung von ca. 2 MW entwickelt.
   Neben der Vermarktung der derzeit verfügbaren MMX-Technologie ist der nächste Schritt, die Entwicklung der MMX für größere Gasturbinenklassen bis zu 34 MW elektrischer Leistung.
   Die Inbetriebnahme einer Gasturbinenanlage dieser Leistungsklasse mit MMX-Technologie ist für 2026 geplant.