Pressemitteilung -
Aktion Mensch appelliert: Nicht verurteilen, sondern fragen – Anfeindungen wegen Nichteinhaltung der Maskenpflicht vorbeugen
Viele Menschen können aus gesundheitlichen Gründen keine Atemschutzmasken tragen. Die Geschichten dahinter sind vielfältig.
- Tobias Orthuber ist 18 Jahre alt und hat spinale Muskelatrophie. Der Münchner kann seine Muskeln nicht gut ansteuern, davon ist auch die Atmung betroffen. „Nicht alle Leute können eine Maske tragen. Ich bekomme darunter kaum Luft. Habt bitte Verständnis dafür. Ich halte Abstand und schütze mich und andere so auch vor Corona“, appeliert er.
- Auch Yannick Andricek, 18, aus München macht die Maskenpflicht zu schaffen. Er hat die Glasknochenkrankheit und einen stark deformierten Brustkorb. „Ich hab es mit der Maske versucht. Auch aus Respekt vor den anderen Menschen. Aber es geht nicht. Wenn ihr jemanden ohne Maske seht, kann das gute Gründe haben“, betont er.
Die Aktion Mensch möchte darauf aufmerksam machen, dass es Menschen gibt, die die Maskenpflicht nicht einhalten können, weil ihnen das Atmen unter dem Mund-Nasen-Schutz schwerfällt oder nicht möglich ist. Dazu zählen Menschen mit bestimmten Behinderung oder mit Herz- und Lungenerkrankungen, Allergien, medizinischen oder psychologischen Störungen. „Es ist wichtig, möglichst umfassend Maßnahmen zum eigenen Schutz und dem der Mitmenschen umzusetzen. Aber es gibt eben auch Ausnahmen“, sagt Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch. „Im Sinne der Solidarität sollten wir Menschen ohne Maske also zunächst fragen, warum sie keinen Schutz tragen können – und sie nicht direkt verurteilen oder sogar ausgrenzen“, betont sie.
Infos zu Tobias Orthuber und Yannick Andricek
Tobias Orthuber, 18, besucht die Ernst-Barlach-Fachoberschule in München. Im Juni hat er dort sein Fachabitur gemacht.
- Tobias hat spinale Muskelatrophie. Das heißt, seinem Körper fehlt ein Protein, das für den Nervenaufbau wichtig ist. Er kann seine Muskeln nicht gut ansteuern. Auch die Atmung ist davon betroffen. Nachts ist er an eine Beatmungsmaschine angeschlossen, tagsüber schafft er es je nach Tagesform etwa zehn Stunden ohne Beatmung. Die Schutzmaske zu tragen ist für ihn sehr unangenehm, weil es die Luftnot, die er sowieso immer hat, noch vergrößert.
- In der Schule hatte er mit allen vereinbart, dass er die Maske dort nicht trägt. Dafür hatten alle Verständnis. Sie hielten dafür strikt die Abstands-Regel ein.
- Was das Leben „draußen“ betrifft, so findet das für ihn im Moment so gut wie gar nicht statt. Er traut sich aus Angst vor einer Ansteckung kaum vor die Türe. Wenn das mit Corona noch lange weitergeht, wird es für ihn schwierig, sagt er, weil man absolut nichts unternehmen kann.
- „Wenn ich eine Maske trage, ist es schlimm. Reden ist für mich sowieso immer anstrengend. Ich habe eine spinale Muskelatrophie, das heißt: ich kann meine Muskeln nicht gut ansteuern. Das betrifft auch die Atmung. Nachts bin ich an ein Beatmungsgerät angeschlossen. In der Schule musste ich deswegen keine Maske tragen."
- „An alle Leute da draußen: Masken sind nicht für jeden sinnvoll. Wenn einer zum Beispiel eine Lungenkrankheit hat, bekommt er mit Schutzmaske noch weniger Luft. Habt bitte Verständnis dafür! Mit genügend Abstand kann man sich und andere ja genauso gut vor Corona schützen!“
Yannick Andricek, 18, besucht die Ernst-Barlach-Fachoberschule in München und ist dort Schülersprecher. Im Juni hat er dort sein Fachabitur gemacht.
- Yannick hat die Glasknochenkrankheit und sitzt im E-Rolli. Sein Brustkorb ist relativ stark deformiert, so dass er in manchen Positionen sowieso schlecht Luft bekommt. Daher macht ihm die Maskenpflicht ziemlich zu schaffen. Anfangs hat er’s in der Schule damit probiert – und schnell gemerkt, dass er die Schutzmaske immer nur ganz kurz tragen kann.
- „ Ich hab’s mit der Maske versucht, ehrlich, auch aus Respekt vor den anderen. Aber es geht nicht. Ich bekomme sowieso immer schlecht Luft, weil mein Brustkorb relativ stark deformiert ist. Die anderen haben Verständnis. Viele machen das genauso.“
- „Wenn jemand unter der Maske keine Luft bekommt, verliert sie ihren Sinn. Dann ist man vor Corona geschützt, fällt aber wegen Sauerstoffmangel um. Deshalb: Wenn ihr einen ohne Maske seht, kann das auch gute Gründe haben. Dann hält man halt Abstand – und ist genauso gut vor Ansteckung geschützt.“
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Über die Aktion Mensch e. V.
Die Aktion Mensch e.V. ist die größte private Förderorganisation im sozialen Bereich in Deutschland. Seit ihrer Gründung im Jahr 1964 hat sie mehr als vier Milliarden Euro an soziale Projekte weitergegeben. Ziel der Aktion Mensch ist, die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung, Kindern und Jugendlichen zu verbessern und das selbstverständliche Miteinander in der Gesellschaft zu fördern. Mit den Einnahmen aus ihrer Lotterie unterstützt die Aktion Mensch jeden Monat bis zu 1.000 Projekte. Möglich machen dies rund vier Millionen Lotterieteilnehmer*innen. Zu den Mitgliedern gehören: ZDF, Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie, Paritätischer Gesamtverband und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Seit Anfang 2014 ist Rudi Cerne ehrenamtlicher Botschafter der Aktion Mensch www.aktion-mensch.de