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Wissen Sie, was an der Ankunft in England so schön ist? Nein?

Wie oft habe ich das schon gehört: In Asien darf man nicht „Nein“ sagen. Wenn jemand mal Nein sagt, ist das gleich eine Nachricht. Im Allgemeinen verletze das Nein den Gesprächspartner, der sich leicht brüskiert vorkomme. „Wollen Sie uns beim Bau dieses Werks helfen?“ Wir denken: Nein. Und sagen sollen wir so etwas wie: „Lassen Sie uns noch einmal in Ruhe anschauen, was bei der letzten geologischen Untersuchung des Standorts herauskam.“ Ist das nicht sehr umständlich? Deutsche sind doch dafür bekannt, dass sie sagen, wo’s langgeht. Da müssen sie doch auch Nein sagen dürfen.

Das Nein im Small-Talk

Zumal es ja auch um Fragen der Alltagskommunikation geht: „Hatten Sie einen guten Flug?“ Ich habe kein Auge zugedrückt; rechts neben mir saß eine junge Frau mit einem Säugling, links ein Passagier, der offenbar auf der Armlehne Schnittmengen mit mir ausloten wollte. Die Cola war wärmer als das Hühnchen. Unter mir Bürgerkriege, über mir der dunkle Weltraum, nichts als Abgründe und Zerstörung. Hatten Sie einen guten Flug? Jetzt nicht schwach werden! „Ich habe gesehen, dass man schon für 500 Dollar extra ein Economy-Plus-Ticket kaufen kann. Das werde ich zu unserem nächsten Termin einfach mal ausprobieren.“ Puh.

Mit einer so schönen Antwort beginnt ein Gespräch, das nicht nur in Asien, sondern überall auf der Welt Türen öffnen kann. Man zeigt, wo es Verbesserungsbedarf gibt und wie man ihn angehen wird. Man empfiehlt sich als aufmerkamer, konstruktiver Beobachter, mit dem die anderen arbeiten können. Alles Sachen, die im anschließenden Gespräch ohnehin nötig gewesen wären. Und hier erwirbt man in einer Einstiegssituation gleich das Wohlwollen des Gegenübers. Denn von Geschäften ist ja noch keine Rede.

Das Sandwich-Nein

Nach inzwischen sechs Jahren in England habe ich gelernt, dass man natürlich schon auch sagen kann, dass der Flug ein Griff ins Klo war. Die Schwägerin meines alten Doktorvaters ist eine der Top 10 Fluggäste von Delta. Sie übt mit mir den Dreischritt: „Man freut sich ja am meisten über den Moment, wo man von den freundlichen Menschen in Ihrem schönen Land in Empfang genommen wird. Im Flugzeug hat mir ein feuerspeiender Drache den Kaffee auf die Hose geschüttet. Ich bin schon gespannt auf den neuen Anzug, den ich mir von Ihren talentierten Schneidern anfertigen lassen werde!“ Auf Englisch nennt man das, wenn man nicht so diplomatisch ist, den „Shit Sandwich“: etwas Unschönes, eingebettet in zwei schöne Scheiben Konversationstoast.

Wenn man vornehmer sein will, nennt man es den „Oxford Sandwich“. Das klassische Beispiel ist die Äußerung über einen Dritten: „Very nice man. No brains, of course. Lovely wife, too.“ Funktioniert in England immer. Sollten Sie mal probieren.

Sagen Sie jetzt nicht Nein!

Geht's noch schlimmer?

Es gibt allerdings ein kleines Wort, das noch viel schlimmer ist als das Nein. Dieses kleine Wort katapultiert einen über die Region hinaus, in der Hopfen und Malz noch zu retten sind. Ein Beispiel kann ich Ihnen nicht ersparen. Wieder müssen ehrliche Deutsche dafür herhalten. Sie sind in England, da ist der Druck groß. Man erzählt ihnen mit dem gewohnten Witzeln, dass Deutsche keinen Humor haben. Sie denken an Loriot, Tucholsky, Jean Paul, eine große Tradition. Keinen Humor? Und da platzt es wütend aus ihnen heraus:

„Doch!“

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Autor: Christophe Fricker

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