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Wie Zulieferer aus Europa mit Japans Auto-Branche ins Geschäft kommen

30 Jahre Europa: Japans Autohersteller

Ein Blick zurück: 1986 eröffnet Nissan sein Werk im britischen Sunderland, um dort PKW für den europäischen Markt herzustellen. Japan kämpft seit Jahren mit seiner konjunkturellen Entwicklung. Dazu gesellt sich ein starker Yen, der die Preise für japanische Exportprodukte in die Höhe treibt. All dies befördert in den 1980ern den Gang ins Ausland. Andere Hersteller folgen diesem Trend. Nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs siedeln sich japanische Hersteller in Ost-und Mitteleuropa an. Günstige Lohnkosten, die Nähe zum bestehenden Markt in Westeuropa und die aufstrebenden neuen Märkte im Osten sind starke Anreize. Ebenso die staatliche Förderung von Ansiedlungen, beispielsweise in Polen oder Ungarn.

Lokale Fertigung für lokale Bedürfnisse

Japanische Automobilhersteller fertigen an 14 Standorten in Europa Fahrzeuge (Stand 2014, Daten Japan Automobile Manufacturers Association). Die Jahresproduktion 2013 beträgt 1,38 Millionen Einheiten. Die Mehrheit davon ist für den europäischen Markt bestimmt. Des Weiteren unterhalten sie 16 F&E-Zentren an Standorten in der EU. Dies zeigt, dass japanische Hersteller sich zum einen auf die lokalen Bedürfnisse einrichten und zum anderen Europa als wichtigen Ort für neue Impulse sehen.

Japanische Auto-Zulieferer im Gepäck

Insgesamt kaufen die japanischen Autofabriken in Europa für 12,7 Mrd. Euro in Europa hergestellte Zulieferteile ein (Zahlen aus 2013, Quelle: Japan Automobile Manufacturers Association). Bewährte Praxis japanischer Automotive-Hersteller ist es, ihre Zulieferer mit an die Auslandsstandorte zu nehmen, um die gewohnte Qualität und Liefertreue sicherzustellen. Auch in Europa zeigt sich dieses Muster. Insgesamt unterhalten japanische Automotive-Zulieferer 215 Produktionsstätten in Europa. Diese Zahl ist seit den 1980er Jahren kontinuierlich angestiegen. Insgesamt verzeichnen japanische Autozulieferer in Europa im Jahr 2013 einen Umsatz von knapp 8 Mrd. Euro. 60% der Umsätze werden im selben Land erzielt. Sie liefern aber nicht nur an japanische Abnehmer Komponenten. Wichtig: In Europa verkaufen japanische Hersteller mehr Komponenten an nicht-japanische Kunden als in anderen Produktionsregionen wie den USA oder China (Quelle: JETRO; Japan Auto Parts Manufacturers Association).

Echte Management-Kultur

Und was bedeutet das für europäische Unternehmen? Welche Anknüpfungsmöglichkeiten gibt es? Wichtig ist es, ein Bewusstsein für japanische Management-Praktiken zu entwickeln, damit die Kommunikation zielführend wird.

In der japanischen Management-Kultur finden sich Elemente aus dem Konfuzianismus, dem Buddhismus, dem Shintoismus sowie auch „westliche“ Einflüsse. „Kaizen“ ist eine der bekanntesten Prozess-Optimierungs-Praktiken, die versucht, die „Null-Fehler-Kultur“ mit einem an menschlichen Bedürfnissen orientierten Prozessmanagement zu verbinden. Vieles davon haben europäische Firmen übernommen. Kulturelle Unterschiede zwischen Europa und Japan manifestieren sich im Geschäftsalltag aber insbesondere in unterschiedlichen Erwartungen an den Arbeitseinsatz und in der Kommunikation. Häufig macht sich auch die Sprachbarriere bemerkbar.

Wie kommt nun ein europäischer Zulieferer mit japanischen Auto-Firmen in Kontakt? Tatsächlich halten japanische Hersteller (OEM, Tier 1) aktiv Ausschau nach Lieferanten vor Ort. Das macht Sinn, denn Zuliefernetzwerke sind inzwischen flächendeckender vorhanden, und der Einkauf in der Nähe spart Kosten.

Checkliste für europäische Zulieferer

Wie geht es dann los? Europäische Anbieter dürfen sich auf einen umfassenden Check von japanischer Seite einstellen.

  • Prüfung des „Track Record“ in der Automobilindustrie
  • Prüfung der Zertifizierungen, z.B. nach ISO 9001
  • Vor-Ort-Begutachtung der Produktionsanlagen, insbesondere wird die Kostenstruktur unter die Lupe genommen.
  • Wichtig: eine zeitnahe und ausführliche Beantwortung von technischen Nachfragen.
  • die Forderung nach einem ausgezeichneten Preis-Leistungsverhältnis
  • die Orientierung an Detailgenauigkeit und Service-Orientierung

Der Aufwand ist hoch, aber lohnenswert: Japanische Automobil-Hersteller gehen in der Regel langanhaltende und für beide Seiten ertragreiche Geschäftsbeziehungen mit ihren Partnern ein.

Empfehlungen, kurz und knapp:

  • Als Faustregel gilt: Je kleiner das japanische Unternehmen ist, desto weniger autonom ist die Europa-Niederlassung in ihren (Beschaffungs-)Entscheidungen. Hersteller, die F&E-Einheiten in Europa unterhalten, sind tendenziell offener für Angebote von lokalen Zulieferern.
  • Das Japanengagement ist Chefsache; auf diese Weise fällt es leichter, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und bei möglichen Problemen schnell und angemessen zu reagieren.
  • Halten Sie Informationen, wenn möglich, auch in japanischer Sprache bereit.
  • Seien Sie bereit, auf Rückfragen rasch zu antworten; stellen Sie z.B. in der Urlaubszeit oder im Krankheitsfalle die Vertretung der jeweiligen Ansprechpartner sicher.

Die NIMIRUM-Japan-Expertin:

Dr. Silke Bromann hat Japanologie, Sinologie und Wirtschaftswissenschaften studiert. Nach einer Magisterarbeit zum interkulturellen Training in japanischen Firmen hat sie in ihrer Dissertation das Informationsmanagement japanischer Automotive-Zulieferer untersucht. Nach mehreren Jahren in Forschung und Lehre in Deutschland und Japan ist sie seit 2011 als freiberufliche Japan-Expertin tätig. Branchenschwerpunkte sind Automotive und der „Silver Market“ (Produkte und Dienstleistungen für eine alternde Bevölkerung).

www.bromann-japanconsulting.de

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